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Acta Medica 2018 Herbst

Editorial

Unser Vorstandsmitglied, Dr. med. Peter Ryser hat in der Zeit der Vernehmlassung einen bedenkenswerten Kommentar verfasst (Acta 1/2018, Seiten 40-44) und schon damals sehr grosse Bedenken angemeldet. Insbesondere wies er auf „eine elementar logische Widersprüchlichkeit“ hin: „Denn wenn einerseits Suizidhilfe nicht Teil der ärztlichen Tätigkeit ist und den Zielen der Medizin widerspricht, kann der einzelne Arzt aufgrund eines Gewissensentscheids nicht zur Privatperson werden, wenn er Natriumpentothal verschreibt. Er verletzt vielmehr die allgemein anerkannten Regeln des Standesethos.“ Am 13. Juni 2018 wurden die neuen, bereinigten Richtlinien veröffentlicht. Am 25. Oktober 2018 wird die Ärztekammer der FMH über die Aufnahme dieser Richtlinien in die Standesordnung zu befinden haben. In Übereinstimmung mit früheren unserer Stellungnahmen (AMCH 2/2008, AMCH 2/2014, AMCH 2/2017) lehnen wir die Richtlinien in der nun vorliegenden Form ab.
Neue Richtlinien Umgang mit Sterben und Tod der SAMW

Der Philosoph Prof. François Gachoud, Bulle hat uns seine "Réflexions éthiques critiques sur les directives de l’Académie Suisse des Sciences Médicales" zur Publikation zur Verfügung gestellt. Dafür danken wir ihm herzlich. Ein grosser Dank geht auch an Dr. Otto Jungo, der den Kontakt zu Prof. Gachoud hergestellt hat. Dieser Beitrag von Prof. Gachoud ist sehr geeignet, Mitglieder der FMH-Ärztekammer im privaten Gespräch zu sensibilieren und wir bitten alle Leserinnen und Leser, in Kollegenkreisen, aber auch allgemein, auf diese Thematik einzugehen.

Die beiden nächsten Beiträge betreffen Dompropst Christoph Casetti: zuerst die Gratulation zu seinem 75. Geburtstag und ein Hinweis auf die Festschrift "Ein Leben für das Leben", dann die schriftliche Fassung seines Vortrags "Seelen zwischen Erde und Himmel" vom 17. März 2018 an der Jahrestagung in Uznach, in welchem er auch auf seine jahrelangen Erfahrungen im Befreiungsdienst eingeht.

Es folgt ein Nachruf für Prof. Ronan O‘Rahilly von Prof. Günter Rager mit dem Titel "Ein Embryo ist mehr als ein Zellhaufen" Prof. O’Rahilly bleibt uns in unvergesslicher Erinnerung: er referierte am VKAS/IANFP-Kongress (Schwangerschaft, Geburt, das Kind – wo sind ethische Überlegungen gefragt? in Sion 1994 unter dem Patronat von S.E.Henri Cardinal Schwery) zum Thema La vie avant la naissance.

Susanne van der Velden gibt in ihrem Referat "Restaurative Reproduktive Medizin" differenziert Auskunft über die weibliche und männliche Sterilität, die medizinischen und sozialen Rahmenbedingungen für eine Kinderwunschtherapie und schildert die NaProTechnology als bewährte Methode, die die Ursachen der ungewollten Kinderlosigkeit strukturiert und konsequent aufdeckt und durch moderne konservative und chirurgische Therapieprotokolle behandelt.

Ein Abstract orientiert über das erhöhte Herz-Kreislaufrisiko bei IVF, eine Arbeit, an der Prof. Urs Scherrer vom Inselspital Bern massgeblich beteiligt ist.

Die zwei folgenden Beiträge befassen sich mit dem Marsch fürs Läbe 2018 in Bern, wo eine Petition an den Bundesrat lanciert wurde mit der Bitte, sich ein umfassendes wissenschaftlich gestütztes Bild über die gesundheitlichen Folgen von Abtreibungen zu verschaffen.

Martina Lusser-Tschudi, Mitglied des Vereins ACT212 berichtet unter der Überschrift "Menschenhandel – ein globales Problem, das auch die Schweiz betrifft" über die Ziele ihres Vereins: Menschenhandel in der Schweiz und im Ausland bekämpfen, vermehrt Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung identifizieren, Gewährleisten eines umfassendes Opferschutzes, Fachtagungen und Schulungen.

In einer gemeinsamen Medienmitteilung kritisieren HLI und VKAS die heute in der Schweiz geltende Verordnung betr. Todesfeststellung nach Therapieabbruch nach Herz- Kreislaufstillstand (DCD/NHBD) und fordern u.a. Swisstransplant auf, den Aufbau des Nationalen Spenderegisters auszusetzen, bis alle Unklarheiten beseitigt sind und garantieren, dass potentielle Organspender vor ihrer Registrierung umfassend informiert sind.

In seiner Arbeit "Alle origini della bioetica" geht Ermanno Pavesi auf Geschichte und Entwicklung der Bioethik ein. Der Begriff Bioethik wurde erstmals 1927 vom protestantischen Pastor Fritz Jahr (1895-1953) verwendet. 1970 nannte Van Rensselaer Potter die Bioethik „ Die Wissenschaft des Überlebens“. 1971 wurde die Bioethik eine universitäre Disziplin als neue Form der Medizinethik. Der Autor weist auf aktuelle Gefahren hin, die mit der Bioethik verbunden sind, so auf die Wünsche des Patienten, die vor allem seinen subjektiven Bereich betreffen. Deshalb fordert Edmund D. Pellegrino (frei übersetzt): “Wir müssen von der Medizinethik bzw. Bioethik zu einer Moralphilosophie für die medizinischen Berufe weiterkommen.“

Inhaltsverzeichnis
Prof. François Gachoud, Réflexions éthiques critiques sur les directives de l’Académie Suisse des Sciences Médicales
Ein Leben für das Leben
Dh. Christoph Casetti, Seelen zwischen Erde und Himmel
Prof. Günter Rager, Ein Embryo ist mehr als ein Zellhaufen
Susanne van der Velden, Restaurative Reproduktive Medizin
Abstract Erhöhtes Herz-Kreislaufrisiko bei IVF
Marsch fürs Läbe 2018 in Bern, Petition an den Bundesrat
Marsch fürs Läbe 2018 in Bern, Medienmitteilung
Martina Lusser-Tschudi, Menschenhandel – ein globales Problem, das auch die Schweiz betrifft
HLI und VKAS, Medienmitteilung: Ist die Organentnahme nach Herz-Kreislaufstillstand illegal?
Ermanno Pavesi, Alle origini della bioetica